Geschichte

Die Geschichte der Bunten Stube

Als im Jahre 1908 Katharina Wegscheider (1865-1918) das Fachwerkhaus des befreundeten Malers Prof. Martin Körte erwarb, senkte die Familie Wegscheider aus Berlin ihre ersten Wurzeln in den kargen Ahrenshooper Dünensand. 1914 kam das kleine rohrgedeckte Nachbarhaus hinzu, in dem später die BUNTE STUBE ihren Anfang nahm. Im Jahre 1918 erbte der Dr. med. Max Wegscheider ( 1866-1928) das Anwesen von seiner verstorbenen Schwester Katharina, das somit das beliebte Feriendomizil der Familie blieb.
1921 kam der Maler und Grafiker Hans Brass (1885-1959), der mit der Familie Wegscheider schon in Berlin befreundet war, zum ersten mal nach Ahrenshoop. Ein Jahr später machte er einen Raum im Hause Wegscheider zu seinem ständigen Wohnsitz.
Am 8. Juni 1922, zum 40. Geburtstag von Ehefrau Martha Wegscheider, wurde ein kleines Geschäft mit dem Namen BUNTE STUBE eröffnet, der Gewinn sollte die Kosten der Erhaltung der Häuser decken. Das Angebot reichte von Kurzwaren über kunstgewerbliche Artikel (Hans Brass bemalte Holzdosen und batikte Stoffe), Büchern bis zur Lesestube für Zeitungen.
Am 3. Oktober 1928 starb Dr. Max Wegscheider in Berlin, daraufhin siedelte Martha Wegscheider ganz nach Ahrenshoop um. 1929 führte der Rostocker Bauhausarchitekt Walter Butzek den noch heute das Anwesen prägenden Anbau der Bunte Stube nach den Ideen von Hans Brass aus.
Fritz Wegscheider (1908-1987), der Sohn von Martha Wegscheider, stieg mit in das Geschäft ein und fotografierte die ersten Wegscheider-Ansichtskarten. Zur BUNTEN STUBE gehörten neben dem umfangreichen Verkaufsangebot bis 1934 ein Frisör-Salon, der AUTO-DIENST-BUNTE STUBE-AHRENSHOOP, ein Schneider-Atelier (bis 1954), Modenschauen, Ausstellungen und vieles mehr.
Die Bunte Stube wurde zum kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum des Ortes.
Fritz Wegscheider kehrte 1946 aus Krieg und Gefangenschaft zurück und wurde Geschäftsführer der OHG BUNTE STUBE. Es war sein Verdienst, dass er dem Geschäft das noch heute bestimmende Profil gab, einem bunten Bogen von Büchern über ausgewähltes Kunsthandwerk, Mode, Naturwaren, Schmuck bis zu Malerei und Grafik. Seit 1958 wurden regelmäßig Ausstellungen im ausgebauten Kunstkabinett gezeigt, über 100 Künstler und Kunsthandwerker konnten bis heute dem Publikum vorgestellt werden.
Nach dem Tod 1965 von Martha Wegscheider führte Fritz Wegscheider das Unternehmen mit seiner Ehefrau Gertrud weiter. 1984 übergaben F. u. G. Wegscheider die alleinige Inhaberschaft der BUNTEN STUBE an ihren Sohn Andreas, der nach seinem Studium in Berlin seit 1979 im Geschäft mitarbeitete. Er führte es nun mit seiner Frau Kornelia, auf Erhalt von Bewahrenswertem bedacht und um neue Orientierungen bemüht.
Mit der deutschen Einheit 1990 eröffneten sich neue Möglichkeiten, jedoch wurde das Angebot der Bunten Stube nur im Sinne der Tradition erweitert. Im VERLAG BUNTE STUBE wurden nun statt Ansichtskarten und Briefpapier kleine Regionalpublikationen herausgegeben.
Mitte der 90er Jahre wurde der denkmalsgeschütze Baukörper umfangreich erneuert und isoliert, so dass nun auch im Winter diese Verkaufsräume genutzt werden.